Hospizdienst Melsunger Land

Hospizgespräch: Trauern Kinder anders?

Die Trauerbegleiterin Semin Wenzel gab Einblicke in ihre Arbeit

Zum zweiten Hospizgespräch hatte der Hospizdienst Melsunger Land am 11. Oktober in die Aula der Gesamtschule Melsungen geladen. Unter dem Motto „Ganz schön bunt!? Von Trauerpfützen und Trauertälern“ referierte die Gründerin von „raben-bunt“ und ausgebildete Trauerbegleiterin und Trauerrednerin Semin Wenzel (M.A.-Päd.) aus Spieskappel über die Besonderheiten der Trauer bei Kindern und Jugendlichen. „Kinder trauern anders, sie leben ihre Trauer authentisch und spontan und mit teilweise widersprüchlichen Gefühlen und Verhaltensweisen aus“, erklärte Wenzel, „so, wie Kinder in eine Pfütze hineinspringen und dann wieder hinaus, so sind sie für eine Weile in der Trauer und dann wieder mit ganz anderen Themen beschäftigt.“ Aber Kinder haben Rechte, die wir Erwachsenen respektieren und wahren müssen. Wichtig sei, die Kinder zu begleiten und unterstützen, sie ernst zu nehmen, mit ihnen zu sprechen, zuzuhören und sie in alle relevanten Entscheidungen wie die Gestaltung der Trauerfeier oder der Jahrestage einzubeziehen, sie nicht als Trauernde auszuschließen. Wenzel gab Einblicke in ihre Arbeit und zeigte an Beispielen, wie Trauerarbeit bei Kindern aussehen kann.

Dem Vortrag folgte eine Podiumsdiskussion mit der Grundschullehrerin Claudia Meisterfeld von der Wolfgang-Fleischert-Schule in Röhrenfurth, Andreas Harbusch, Lehrer und Leiter des Fachbereichs Ethik an der Gesamtschule Melsungen, Marion Althaus, Erzieherin im Kindergarten Lutherhaus in Melsungen, und Semin Wenzel. Die Moderation übernahm Wolfgang Schrammel vom Hospizdienst Melsunger Land.

Angeregter Austausch während der Podiumsdiskussion (v.l.n.r.: Wolfgang Schrammel, Marion Althaus, Andreas Harbusch, Claudia Meisterfeld, Semin Wenzel)

Claudia Meisterfeld berichtete, wie sie über Gespräche mit den Schüler*innen zu Tod und Sterben die Angebote des Hospizdienstes genutzt hatte und auf „Letzte Hilfe Kids“ und „Hospiz macht Schule“ aufmerksam wurde. Im Fach Ethik seien Tod und Trauer feste Bestandteile des Unterrichts, erläuterte Andreas Harbusch. In konkreten Fällen von trauernden Schüler*innen und würden er und die Kolleg*innen auf die Hilfe von Sozialarbeiter*innen und Schulpsycholog*innen zurückgreifen. In der Kita habe es schon einzelne Fälle gegeben, bei denen die Erzieher*innen besonders gefordert waren, so Marion Althaus. Durch Umschichtung in der Betreuung konnte dem betroffenen Kind die Zuwendung gegeben konnten, die es benötigte. Auch das Angebot des Hospizdienstes, einen Trauerkoffer zur Unterstützung zu entleihen, habe man schon genutzt. Einig waren sich alle Gesprächsteilnehmer*innen, dass Zeit ein entscheidender Faktor ist. Leider sei dies, insbesondere im Schulalltag, eine Herausforderung. Die 75 Besucher*innen, darunter Erzieher*innen, Lehrer*innen, Eltern, Hospizbegleiter*innen und Sozialpädagog*innen, hatten viel Fragen und tauschten sich mit den Podiumsteilnehmer*innen über ihre Erfahrungen aus.

Im Anschluss an die Veranstaltung konnten sich die Teilnehmer*innen an den Infoständen von Semin Wenzel und des Hospizdienstes über Literatur und andere Unterstützungsmaterialien informieren und ihre Eindrücke auf einer Flipchart festhalten.
Der Hospizdienst stellte an seinem Infotisch den Trauerkoffer für Kinder vor, der von KiTas und Grundschulklassen ausgeliehen werden kann. Ein weiteres Angebot ist das Konzept „Letzte Hilfe Kids“. Dies ist ein vierstündiges Kurzseminar für Kinder von acht bis 16 Jahren, welches der Hospizdienst für Schulklassen oder Jugendgruppen anbietet. Hier wird der Umgang mit schwerkranken Menschen vermittelt und was wichtig ist am Lebensende. Bücher für Kinder und Jugendliche zum Thema können im Hospizdienst ausgeliehen werden.

Infos zu Semin Wenzel
Semin Wenzel (M.A.-Päd.) ist ausgebildete Trauerbegleiterin und Trauerrednerin und Gründerin von „raben-bunt“. Wichtig ist ihr insbesondere die Ermutigung und Befähigung der Multiplikator*innen zur Begleitung trauernder Kinder, also jenen Bezugspersonen, die im Alltag der Kinder stattfinden, neben den Eltern etwa Lehrer*innen, Erzieher*innen und Sozialpädaog*innen. Hierfür bietet die Trauerbegleiterin Tagesworkshops, Seminare und Vorträge an.
Tel.: 0172 10 939 10
Mail: hallo@raben-bunt
Website: www.raben-bunt.de